Das Wetter ist nicht so pralle, die Dosis Zivilisation von gestern reicht mir erstmal wieder und so entscheide ich mich, weiterzufahren. Zunächst mit dem Bus bis Chiquimula noch in Guatemala und dann weiter nach El Salvador. Eigentlich wollte ich von Guatemala direkt nach Honduras und dort die Copan-Ruinen sehen. Nach Chichen Itza und Tikal brauche ich allerdings nicht noch eine Maya-Kultstätte.
Ich fahre erstmals mit einem Collectivo, das sind kleine Busse im Stile eines Ford Transit – vielleicht ein klein wenig größer. Die hier sind alle aus Japan oder Taiwan oder China, ich habe die in Europa noch nie gesehen.
Egal – es passen ungefähr 30 Leute rein, dann ist die Kiste aber auch rappelvoll. Unterwegs steigen Leute immer wieder ein und aus. Bushaltestellen gibt es nicht, wer sich meldet, wird bedient. Mein Fahrrad liegt oben auf dem Dach, festgezurrt. Der Bus ist schon fast voll, da kommen noch einige einheimische Frauen mit Kindern dazu. Der Schaffner klappt plötzlich Sitze im Gang hoch, die ich erst überhaupt nicht gesehen habe. Eine junge Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm setzt sich neben mich und lächelt mich an. Das ist so ein ruhiges, warmes Begrüßungslächeln, das exakt die Gelassenheit und Nähe ausdrückt, die mir immer wieder auffällt, wenn ich die jungen Mütter mit ihren Kindern beobachte. Wir sitzen wirklich sehr eng nebeneinander, unsere Arme berühren sich und ich schließe meine Augen, um möglichst viel von der Energie, die diese Frau hat, aufzunehmen. Ich bin völlig überrascht, hatte so ein Gefühl der Nähe zu einem wildfremden Menschen noch nie. Es ist auch kein Mann-/Frau-Ding sondern eher die Erinnerung an eine unbedingte Geborgenheit, wie ich sie zuletzt wahrscheinlich bei meiner Mutter oder Großmutter gefühlt hatte.
Diese Ruhe strahlen die Maya-Mütter fast alle auf ihre Kinder aus. Ich habe noch nicht ein Kind schreien gehört. Und genau diese Ausstrahlung, die wohl ihrem Kind gilt, gibt diese Mutter jetzt unwissend auch mir mit.
In Chiquimula ist es heiß.
Ich muss mich nach der Zeit in den Bergen erstmal an die stickige Luft hier gewöhnen.
Lust auf Weiterfahren habe ich nicht, ich finde das Hotel California und steige in dem Hotel ab, das eines meiner Lieblingslieder besingt. Es passt sogar: On a dark desert highway… Und die Colitas riecht man hier allerorten. Aber das ist nichts für mich, nicht hier, nicht allein und nicht mit fremden Menschen.